Mehr Bauland für NRW: Land will Grundstücke im Internet anbieten

Etwa 60.000 neue Wohnungen müssten in Nordrhein-Westfalen jährlich errichtet werden, um für einen ausgeglichenen Wohnungsmarkt zu sorgen. – Fertig gestellt wurden im vergangenen Jahr 35.600. „Wir brauchen weiterhin dringend mehr Wohnungen, um eine angemessen Wohnraumversorgung für alle Bevölkerungsgruppen sicher zu stellen“, forderte Lutz Pollmann, Sprecher der Aktion „Impulse für den Wohnungsbau NRW“, gestern (17.09.14) auf dem 2. Wohnungsbautag NRW in Düsseldorf.

 

Alle Redner auf der baupolitischen Fachtagung in der NRW.Bank zeigten sich einig darin, dass der Mangel an Bauland ein zentraler Grund dafür ist, dass in den Wachstumsregionen Nordrhein-Westfalens zunehmend ein Mangel an bezahlbaren Wohnungen offensichtlich wird. Für eine Überraschung sorgte der Staatssekretär im nordrhein-westfälischen Bauministerium, Michael von der Mühlen, mit der Ankündigung, dass das Land künftig alle landeseigenen Grundstücke, die dauerhaft nicht mehr benötigt werden, auf einer Internetplattform zum Verkauf anbieten wolle.

Vor rund 150 Teilnehmern aus der Baupolitik und der Immobilienwirtschaft, aus Architektur und Stadtplanung, der Baubranche und Kommunen erläuterte Staatssekretär von der Mühlen, dass das Land NRW nicht nur fördern wolle, sondern auch selbst dazu bereit sei, „unsere nicht mehr benötigten Landesgrundstücke sozialverantwortlich zur Verfügung stellen“. Konkret werde der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB NRW) künftig die entsprechenden Grundstücke für drei Monate auf seiner Homepage anbieten.

Die Aktion „Impulse für den Wohnungsbau NRW“, zu der sich vor zwei Jahren 20 Institutionen und Verbände zusammengeschlossen hatten, forderte auch die Kommunen auf, bei der Veräußerung kommunaler Grundstücke nicht allein auf den Preis zu achten, sondern in den Ausschreibungen auch soziale und städtebauliche Komponenten vorzusehen. „Der Niedergang des geförderten Wohnungsbaus ist weiterhin erschreckend“, mahnte Lutz Pollmann. Innerhalb von nicht einmal zwei Dekaden habe sich die Zahl der Sozialwohnungen in NRW auf nunmehr noch rund 500.000 halbiert – Tendenz weiter fallend. Hier müsse dringend gegengesteuert werden. „Man muss sich nur vor Augen führen, dass in Städten wie der Landeshauptstadt Düsseldorf mehr als 40 Prozent der Bürgerinnen und Bürger ein Anrecht auf einen Wohnberechtigungsschein haben – d. h. konkret, dass sie Hilfe bei der Wohnraumversorgung benötigen.“

Ein Weg durch den „Flaschenhals Bauland“ wies der Bremer Bausenator Dr. Joachim Lohse. Das Land Bremen stelle gezielt Grundstücke zur Verfügung bzw. entwickle Bauland, um es an geeignete Investoren zu veräußern mit der Auflage, 30 Prozent der entstehenden Wohneinheiten im Bereich des geförderten Wohnungsbaus zu realisieren. Zugleich formuliere die Freie Hansestadt Bremen die Zielvorgaben, neuen Wohnraum nach Möglichkeit Barriere-reduziert, nach hohen energetischen Standards und mit guter Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr zu bauen. „Damit ist es uns gelungen, einzelne Quartiere vor dem Kippen zu bewahren und bei größeren Vorhaben im Schnitt 25 Prozent Neubürger in die Stadt zu locken“, bilanzierte Lohse.

Der 2. Wohnungsbautag NRW rief insbesondere die Kommunen dazu auf, wieder verstärkt eine aktive Baulandpolitik zu betreiben. Für die Stadt Münster stellte Andreas Nienaber vom Amt für Immobilienmanagement ein solches Vorgehen anhand konkreter Zahlen vor. Jahrelang habe die Stadt Münster Grundstücke veräußert, aber keine zugekauft. Erst Anfang 2014 habe der Rat eine kommunale Baulandstrategie beschlossen, die vorsehe, Grundstücke anzukaufen und zur Baureife zu entwickeln – um diese dann wieder unter sozialen, städtebaulichen und ökologischen Auflagen an geeignete Projektentwickler und Bauherren veräußern zu können. „Stadt braucht Boden!“, so die neue Philosophie der Stadt Münster.

[Quelle: Pressemitteilung der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen vom 18.09.2014]