Parkstadt-Süd – 115 ha im Zentrum Kölns – auch für gemeinsames Wohnen und Bauen!?

Eindrücke aus der Bürgerbeteiligung des Kooperativen Verfahrens am 24.10.15 von Sascha Gajewski und Bettina Noesser

Mit dem Parkstadtgelände  hat die Stadt, in Umfang und Qualität, ein Filetstück Kölns  ins Visier genommen, das ganz natürlich verschiedenste Interessen auf den Plan ruft. Umso erfreulicher ist es, dass die Stadt sich dazu entschlossen hat, einen öffentlichen Diskurs anzustoßen und zu gestalten, der die Bürger in bisher unbekannter Art und Weise in den Planungsprozess einbezieht.

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Auch wenn die Entscheidungsstrukturen mehr Transparenz vertragen könnten und die Besetzung des steuernden Begleitgremiums zunächst nicht jedem nachvollziehbar erschien, kann man sowohl Prozess als auch Ergebnis bisher als erfreulich betrachten. Am 23. / 24.10.2015 fand nun die Präsentation und Diskussion der Zwischenergebnisse der fünf Planungsteams statt und obwohl sich diese noch in kleinem Maßstab befindet, sind doch schon Trends erkennbar, die für uns Gemeinschaftsbegeisterte relevant sind.

1) Die Vorschläge vom Ideenmarkt (4. und 5. September 2015) werden gehört, man kann sogar konstatieren, dass dies plebiszitäre Züge annimmt, da es sogar Partikularinteressen (Stichwort Tierheim, Tanzschulen) tief in den Prozess hinein schaffen. Und laut Aussage einiger Planer ist dies möglich, ohne seine Seele zu verkaufen.

2) Die Stadt scheint den Prozess ernst zu nehmen. In Form, Inhalt und Transparenz wird sehr auf die Bedürfnisse und Vorschläge eingegangen wobei anzumerken ist, dass der Teilnehmerkreis aus der Bürgerschaft jeweils ohne besondere demokratische Legitimation dabei ist. Aber deutlich wird: man will zuhören!

3) Das Thema gemeinschaftliches Bauen und Wohnen ist gesetzt! Nicht nur wir, die wir es eingebracht haben mit unseren Plakatbeiträgen auf dem Ideenmarkt, auch die Planungsteams sehen den Mehrwert für die Stadtentwicklung. Für uns illustriert dies am schönsten der Ausspruch des Landschaftsplaners vom Team KCAP, der sekundiert durch Prof. Wachten von der RWTH Aachen( Mitglied des Begleitgremiums) sinngemäß sagte: „Nicht nur wir, alle 5 Planungsteams wissen, dass dies (gemeinschaftliches Bauen und Wohnen) zu berücksichtigen ist“. Ein Teilerfolg für uns, der fortan mit Inhalten und Initiativen zu füllen ist.

4) In den Vorschlägen und Diskussionen kamen auch die Stärken größerer gemeinschaftlicher Wohnformen (Stichworte: Genossenschaftliches Wohnen und CoHousing) im Gegensatz zu den üblichen Investoren-Projektentwicklungen zur Sprache, wie z.B. die stadtplanerischen Vorzüge einer Mischung aus Wohnen und Arbeiten, öffentlicher EG-Zonen, soziale Integrationskraft und Brückenfunktion zu Nichtwohn-Lagen sowie mögliche Prozessqualitäten für den Beginn der neuen Stadtentwicklung – hier stehen bereits gegründete Gruppen mit Rechtsform und Finanzierungskonzept bereit…

Problematisch an diesem Projekt ist für unsere Interessen ist seine Premiumlage, die auch viele ökonomische Phantasien wecken wird. Doch auch hier gibt es positive Aussichten. Die Vorgaben der Stadt für die Planungsteams lagen, unter Wahrung des Grüngürtels, bei mindestens 280.000 m² Bruttogeschossfläche, die natürlich auch die Erschließung finanzieren und das Stadtsäckl füllen sollen. Alle fünf Planungsteams sind sich jedoch einig, dass dieses Gelände mindestens 500.000 m² BGF verträgt, ja unter stadtplanerischen Gesichtspunkten sogar braucht. Schon bei der ursprünglichen Größe wären 30% für sozialgebundene Wohnformen eine gerechte Forderung gewesen. Nun gibt es 220.000 m² zusätzlichen Spielraum, der zu einem nennenswerten Teil sozialgebunden und kreativ genutzt werden könnte und sollte. Die Chance für einen auch wohnungspolitisch und sozial relevanten großen Wurf ist da, passieren wird es nicht von alleine – Mitstreiter willkommen!

Spannend wird nun, wie es nach Abschluss des Beteiligungsverfahrens zum Jahresende mit der Parkstadt und den Ideen weitergeht – denn bisher konnte uns noch niemand diese Frage beantworten.

Die Schlussveranstaltung des Planungswettbewerbes findet am 26.11.2015 statt.

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