Pressemitteilung, 8. Dezember 2008
Das Haus der Architektur Köln fördert seit einiger Zeit in unterschiedlichen Veranstaltungen den Gedanken der „Baugruppe“ oder „Baugemeinschaft“: das ist eine Gemeinschaft von Bauwilligen, die gemeinsam bauen und wohnen wollen. In der Regel werden die angehenden Bauherren später eine Wohnungseigentumsgemeinschaft oder auch eine Genossenschaft bilden.
Es gibt zwei Hauptgründe zur Förderung von Baugemeinschaften:
Zuerst: Baugemeinschaften können die Stadtentwicklung günstig beeinflussen.
Seit vielen Jahren gibt es zu wenig einzelne Bürger als Bauherren in der Innenstadt. Meist sind die bereit gestellten Grundstücke zu groß für einen individuellen Bauherrn, deshalb wird die Bautätigkeit auch im Wohnungsbau von großen Investoren beherrscht, die einzelne Wohneinheiten weiterverkaufen. Der Käufer und Nutzer der Wohnung hat kaum Einfluss auf die Gestaltung seines Hauses oder seiner Wohnung; denn der Architekt entwirft im Auftrag des Investors. (Und der argumentiert häufig so: Wohnzimmer unter 35 Quadratmeter sind unverkäuflich, Kinderzimmer dürfen klein sein…..)
Ein Reiz der heute so beliebten gründerzeitlichen Wohnquartiere rührt daher, dass damals einzelne Bauherren auf einzelnen Parzellen gebaut haben, innerhalb städtebaulicher Vorgaben konnten individuelle Fassaden und hinter den Fassaden individuelle Grundrisse entstehen; viele unterschiedliche Architekten bauten mit an einer kleinteiligen Vielfalt der Stadt, wohlgemerkt: im Rahmen bestimmter Vorgaben und Leitlinien. Die Kleinteiligkeit hat das lebendige Stadtbild gefördert.
An diese Tradition können Baugemeinschaften anknüpfen: Sie können auch größere Grundstücke bebauen und dem einzelnen Mitglied individuelle Architektur, zugeschnitten auf seine Bedürfnisse, ermöglichen.
Der zweite Grund betrifft das Verhältnis Bauherr – Architekt
Im Rahmen der Baugemeinschaft kann dies Verhältnis, das heute oft nur indirekt über die Vermittlung des großen Investors besteht, wieder direkt werden; Wünsche und Bedürfnisse des Einzelnen können ausführlich besprochen werden, maßgeschneiderte Lösungen, gelegentlich abseits des Üblichen, können verwirklicht werden. Der Anspruch kann dadurch steigen, es ist z. B. gut möglich, dass einzelne Bauherren sich zu höheren Klima-Standards entschließen, als sie im kommerziellen Wohnungsbau durchsetzbar erscheinen, da die späteren Eigentümer nachhaltig kalkulieren.
In vielen anderen großen deutschen Städten hat man inzwischen gute Erfahrungen mit Baugemeinschaften gemacht, etwa in Berlin. In Hamburg und München werden Baugemeinschaften inzwischen städtisch gefördert.
Das Haus der Architektur Köln will das Potenzial für Baugruppen wecken und unterstützen. Die ersten Veranstaltungen zu diesem Thema waren sehr gut besucht; es gibt großes Interesse unter potenziellen Bauherren. Das hda nimmt aus diesem Anlass seine zentrale Aufgabe einer öffentlichen Plattform wahr, um für das Thema „Baugemeinschaften in Köln“ erste Anlaufstelle zu sein: Am 4. Juni 2008 wurde das hda.Netzwerk.Baugemeinschaften gegründet, dem sich inzwischen über 100 interessierte Personen angeschlossen haben. Schon jetzt gibt es jeden dritten Donnerstag im Monat ein offenes Netzwerktreffen im hda-Kubus auf dem Josef-Haubrich-Hof. Im Jahr 2009 wird das Informationsangebot kontinuierlich ausgebaut.
Am Mittwoch, den 10. Dezember 2008 um 19 Uhr stellen der Beigeordnete Bernd Streitberger (Dezernent für Stadtentwicklung, Planen und Bauen) sowie Lie Selter (Leiterin der Kinderheime der Stadt Köln und damit Eigentümerin des Geländes am Sülzgürtel) und ihr Projektentwicklungsteam das Konzept der Stadt Köln für die Vergabe von städtischen Grundstücken an Baugemeinschaften vor. Die Veranstaltung des hda wird wegen des erwarteten großen Publikumsinteresses im Raum 312 der VHS am Josef-Haubrich-Hof stattfinden. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Das hda.Netzwerk.Baugemeinschaften ist im Internet erreichbar:
baugemeinschaften.hda-koeln.de